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leben. 7. Geschichte. 8. Canones. 9. Rituale und Festkalender. 10. Philosophie. 11. Medicin. 12. Lexikographie. 13. Fabeln und Lieder. 14. Encyklopädische Handbücher. 15. Miscellen. Die älteste datirte Hs. ist aus dem Jahre 1337.

Armen. Hss. kommen im Handel viel seltener vor, als etwa arab. oder pers., da die Armenier aus Liebe zu ihrer Litteratur nur schwer zu bewegen sind, sich ihrer zu entäussern. Grössere Hss.-Sammlungen finden sich daher nur an den Sitzen der Armenier selbst, z. B. zu Etschmiatsin (armen. Kloster in Russ. Armenien) oder im Mechitharisten-Kloster zu S. Lazzaro bei Venedig. Die Berliner Sammlung mit ihren 99 Nummern gehört daher wohl unter den europäischen Bibliotheken zu den grösseren Sammlungen (München hatte 1875 nur 20 armen. Hss.). Ueber den Werth der Berliner Hss. urtheilt Karamianz, dass neben einigen werthvollen historischen u. a. Werken die in wissenschaftlicher Beziehung minderwerthigen Evangelienhss. und liturgischen Bücher überwiegen, und erklärt dies aus der Geschichte der Sammlung, da von allen Sammlern nur J. H. Petermann, von dem allein 36 Nummern herrühren, des Armenischen kundig war und planmässig kaufte.

Auf die Verzeichnung der arabischen Hss. ist die Königl. Bibliothek von jeher am meisten bedacht gewesen, da unter den oriental. Hss. die arab. naturgemäss durch ihre Anzahl hier, wie wohl in allen Bibliotheken, die erste Stelle einnehmen. Abgesehen von den schon früher (oben S. 179) erwähnten Katalogen von Starcke (1704) und Wolf (1800), verfasste auf Wilken's Veranlassung in den Jahren 1835-39 der Cand. phil. Otto Willmanns ein Verzeichniss des damaligen Bestandes an arab. Hss. (s. Pertz, Die Königl. Bibliothek zu Berlin in den Jahren 1842 bis 1867, S. 17), die alle nur für den internen Gebrauch der Bibliothek bestimmt waren. Endlich wurde R. Gosche, wie schon oben bemerkt ist, mit einem für den Druck bestimmten Kataloge beauftragt. Ahlwardt, der das Werk der Vollendung bereits so nahe geführt hat, gab als Probe und Vorarbeit sein Verzeichniss der arab. Hss. aus den Gebieten der Poesie, schönen Litteratur, Litteraturgeschichte und Biographik" (Greifswald 1871) heraus.

Als Ahlwardt seine Arbeit begann, besass die Königl. Bibliothek nach seiner Schätzung etwa 4300 Bände arab. Hss., während er sie nach Vollendung des ersten Bandes seines Kataloges (1887) auf 6450 Bände abschätzt, in welchen, da die Sammelbände sehr zahlreich sind, sich etwa 12000 Werke befinden. Von der Grösse der Arbeit giebt eine Vorstellung, dass Ahlwardt, wie er im Vorwort S. X sagt, über 20 Jahre täglich mindestens 10 Stunden dem Kataloge gewidmet hat. Das Messen der Höhe und Breite nach Centimetern, das er, nachdem es in neuerer Zeit aufgekommen war, zu einer gewissen Zeit nachholte, habe ihm allein mehrere Monate Zeit gekostet (S. XIII ff.). Eine besonders grosse Vorarbeit seines Kataloges sind die biographischen und bibliographischen Sammlungen, bestehend in Auszügen handschriftlicher

Werke, die es ihm ermöglicht haben, bei zahllosen Schriften die Verfasser und ihre Zeit zu bestimmen. Proben dieser grossartigen Sammlungen finden sich am Schlusse der einzelnen Abtheilungen, wo die über denselben Gegenstand handelnden Schriften, welche die Berliner Bibliothek nicht besitzt, aufgezählt sind. Abgesehen von dem hohen wissenschaftlichen Werth dieser Zusammenstellungen, die in solcher Reichhaltigkeit sonst nirgends zu finden sind, werden sie, namentlich wenn die nöthigen Register vorliegen, ein vorzügliches Hülfsmittel zu einer künftigen planmässigen Ergänzung der arab. Hss.-Sammlung darbieten. Dagegen sind in dem Kataloge keine Angaben zu finden, ob von einem Werke Hss. in anderen Bibliotheken oder gedruckte Ausgaben vorhanden sind.

Die Sammelbände behandelt Ahlwardt, abweichend von den übrigen Katalogverfassern, so, dass er die einzelnen Schriften je bei ihren Fächern unterbringt, wodurch sein Katalog bei 61/2 Tausend Bänden etwa 12000 Nummern enthalten wird. Für den Bearbeiter des Kataloges, meint Ahlwardt (Vorwort S. VIII), sei es das Bequemste, die in einem Sammelbande enthaltenen Stücke hintereinander fort zu beschreiben und so sich dieser unliebsamen Last mit einem Male zu entledigen. Doch ist es wohl etwas zu weit gegangen, wenn z. B. aus der 24 kufische Pergamentblätter enthaltenden Hs. (Ms. or. fol. 379) 9 Nummern (321. 323. 334. 340. 342. 349. 354. 358. 367) geworden sind.

Die Eintheilung des Kataloges ist folgende: 1. Einleitendes und Allgemeines. 2-6. Theologie (nämlich 2. Korân, 3. Tradition, 4. Dogmatik, 5. Şûfi, 6. Gebet, Aberglauben, Sekten). 7. Jurisprudenz. 8. Logik und Metaphysik. 9. Ethik. 10. Astronomie. 11. Mathematik. 12. Geographie. 13. Naturlehre. 14. Medicin. 15. Grammatik. 16. Lexikologie. 17. Metrik. 18. Rhetorik. 19. Poesie und Unterhaltungsschriften. 20. Geschichte. 21. Christliche Schriften. Die erste Abtheilung ist in folgende 9 Unterabtheilungen geschieden: 1. Schreibkunde. 2. Bücherkunde. 3. Kritiken (Lobschriften). 4. Wissenschaftskunde: Uebersicht und Eintheilung der Wissenschaften. 5. Werth des Wissens. 6. Anleitung zum Studiren. 7. Schüler und Lehrer. 8. Studiengang und Lehrbriefe. 9. Fragen aus allerlei Wissenschaften.

Diese specielle Eintheilung bedingt eine viel grössere Arbeit, weil sie ein weit genaueres Eingehen auf den Inhalt jeder einzelnen Handschrift erfordert. Eine besonders interessante Abtheilung, die Ahlwardt auch mit Vorliebe behandelt, sind die Studiengänge und Lehrbriefe. Im Studiengang giebt der Verfasser an, bei welchen Lehrern er gehört, und welche Werke er bei ihnen studirt hat, oder mit welchen Lehrern er auf seinen Studienreisen verkehrt hat. Dabei wird die dem eigenen Lehrer voraufgehende Lehrerreihe mitgetheilt. Für die Litteraturgeschichte und Gelehrtengeschichte haben diese Lehrerlisten ein hervorragendes Interesse, wenn sie sich auch meistens nur auf theologische Fächer beziehen. Unter einem Lehrbriefe ist zu ver

stehen die von einem Lehrer an einen Schüler ertheilte Erlaubniss, das bei ihm Gehörte auch seinerseits vorzutragen.

Die erschienenen zwei Bände, welche die Beschreibung von 2811 Schriften enthalten, sind an den Schluss der 4. Abtheilung (Dogmatik) gelangt. Es ist damit etwa der vierte Theil des Katalogs gedruckt. Möge es dem würdigen Gelehrten vergönnt sein, das ganze Werk in derselben Weise zu Ende zu führen und die im Vorwort zum 2. Bande in Aussicht gestellte arabische Litteraturgeschichte, welche erst die wahre Blüthe des Kataloges darstellen und eine der empfindlichsten Lücken in der arabischen Philologie ausfüllen würde, herauszugeben. Ahlwardt hat seinem Kataloge auch die Landberg'sche und Glaser'sche Sammlung arab. Hss. einverleibt, über welche besondere vorläufige Verzeichnisse vorliegen. Diese Verzeichnisse und das der Sachau'schen Sammlung sind in übereinstimmender Weise angelegt, mit dem Zweck, die gelehrte Welt noch vor dem Erscheinen der ausführlichen Kataloge auf die neuen Erwerbungen aufmerksam zu machen. Sie enthalten kurze Verzeichnisse der Titel, unter Beifügung der Zahl der Blätter und des Jahres der Abschrift, welchen eine Uebersicht der Handschriften nach wissenschaftlichen Abtheilungen vorausgeht. Das 1052 Nummern umfassende Verzeichniss der Landberg'schen Sammlung ist von Ahlwardt in der kurzen Zeit von 16 Tagen angefertigt worden. Dem von Sachau selbst verfertigten Verzeichniss seiner syr. Hss. - Sammlung ist eine Uebersicht des alten Bestandes der Königl. Bibliothek an syr. Hss. beigegeben, die ein Auszug aus dem (ungedruckten) von Sachau 1878 verfassten ausführlichen Kataloge ist. Zwei dieser Verzeichnisse haben schon einmal in dieser Zeitschrift (Bd. 2, S. 103 u. 242) eine kurze Besprechung gefunden.

In den oben besprochenen Katalogen sind verzeichnet 124 hebr. Hss., 87 abessin., 2300 sanskritische (den im Druck befindlichen 4. Band mitgerechnet), 1160 pers., 514 türk., 99 armen., insgesammt 4010 Hss. Von den 6450 arab. Hss. liegt in den erschienenen zwei Bänden die Beschreibung des vierten Theiles, im Manuskript die des Ganzen vor, mithin sind von den ca. 13000 oriental. Hss. 10734 katalogisirt.

Wie für die baldige Vollendung des Kataloges der arab. Hss. die besten Aussichten vorhanden sind, so sind auch für andere Abtheilungen wissenschaftliche Kataloge in Vorbereitung, vor allem ein Verzeichniss der syr. Hss. durch Ed. Sachau und der malayischen durch C. Snouck Hurgronje, so dass in einigen Jahren der ganze Besitz der Königl. Bibliothek an orientalischen Hss. katalogisirt sein wird. Berlin. Dr. J. Klatt.

Ueber Cranach's Presse.

Lucas Cranach 1) war einer der vielseitigst thätigen Männer des Bürgerthums seiner Zeit: ein unglaublich fruchtbarer Maler, Form

1) Lucas Moller [nicht Sunder] aus Cranach.

Apotheke, Rathsherr und und überdies auch BuchZwar schwebt über dem

schneider und Kupferstecher, Besitzer einer Bürgermeister, Buch- und Papierhändler drucker, wenigstens Inhaber einer Presse. letzten Punkt „tiefes Dunkel", wie noch vor wenigen Jahren mit Recht geurtheilt ward, aber die Sache ist sicher". Es soll meine Aufgabe sein, etwas mehr Licht darin zu schaffen.

Trotz frühen Nachrichten darüber, dass Cranach in Verbindung mit Christian Döring (oder nach seiner eigenen Handschrift „kerstens Doringk“), der seines Handwerks ein Goldschmied war und hiernach meistens bezeichnet wird, in Wittenberg eine Presse gehabt habe, hat man doch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts daran gezweifelt. Joseph Heller, Lucas Cranach's Leben und Werke, 2. Aufl. Nürnberg 1854, S. 6, begründet dies damit, dass kein einziger Bibliograph eines Buches mit dem Druckorte Wittenberg erwähne, worin die Namen Cranach und Döring als Drucker oder Verleger vorkämen. Auch Chr. Schuchardt, Lucas Cranach des Aeltern Leben und Werke, hat erst, nachdem ihm zum Vorwurf gemacht worden, dass er auf Cranach's Presse gar keine Rücksicht genommen, in dem nachträglich herausgekommenen dritten Theile, Leipzig 1871, S. 67 ff., sich dahin entschieden, dass Cranach nicht bloss einige Holzschnittwerkchen und einzelne Holzschnitte selbst verlegt habe, sondern auch grössere Werke, eigene Verlagsartikel, habe drucken lassen, und er bringt dafür, vermuthlich durch eine Bemerkung von C. A. H. Burkhardt, Luther's Briefwechsel, Leipzig 1866, S. 75, aufmerksam gemacht, aktenmässige Beläge. Gleichwohl ist bis heute noch kein Buch als aus der Döring-Cranach'schen Presse hervorgegangen nachgewiesen. Für einige Drucke hat zwar A. v. Dommer, Lutherdrucke auf der Hamburger Stadtbibliothek, Leipzig 1888, S. 276 vgl. S. 194, meiner ihm gegenüber mündlich geäusserten Ansicht, dass sie aus derselben stammen, beigepflichtet und im Anschluss daran bei seiner ausgezeichneten Sorgfalt in der Forschung auf anderem Wege als ich noch weitere Erzeugnisse der Cranach'schen Officin gefunden, aber die Begründung meiner, wie er es nennt, Entdeckung mir überlassen, der ich mich denn hiermit unterziehe. Da wir jedoch, so sehr auch die Litteratur in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durchsucht ist, keinen Druck mit dem Impressum von Döring-Cranach kennen, so muss ich meinen Beweis indirekt führen.

Es könnte scheinen, als ob die fragliche Druckerei schon früh in Wittenberg eingerichtet worden. Heller a. O. gedenkt, ohne jedoch seine Quelle zu bezeichnen, der Angabe, es sei im Jahre 1506 geschehen; aber dieselbe wird dadurch verdächtig, dass sie als Compagnon Cranach's den Goldschmied Georg Döring nennt, während er, wie allbekannt war, Christian hiess. Von Bedeutung ist eine Stelle in Luther's Schreiben an Staupitz vom 31. März 1518. Sie lautet: „Ego sane secutus theologiam Tauleri et eius libelli, quem tu nuper dedisti imprimendum Aurifabro nostro Christanno [Christian Goldschmied], doceo, ne homines in aliud quicquam confidant quam in

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solum Jesum Christum." Mag man nun in dem „Büchlein" mit De Wette (Luther's Briefe I S. 102), wie ich es jetzt thuc, die „deutsche Theologie" oder mit Köstlin, wie ich es früher gethan, Staupitzens Schrift ,von der Liebe Gottes" erblicken, immer bleibt noch stehen, was ich schon in Staupitii opera, Potsdamiae 1867, I S. 90 behauptet habe, verba Lutheri id velle, suis quidem impensis Aurifabrum librum illum edidisse sed non ipsum formis excudisse"; denn die „deutsche Theologie" ist zuerst von Johann Grünenberg in Wittenberg, die Schrift „von der Liebe Gottes" zuerst von Melchior Lotther in Leipzig gedruckt: in beiden Fällen könnte also Christian Döring nur als Verleger in Betracht kommen.

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Als Verleger finden wir Döring und Cranach auch bei der ersten Ausgabe des Neuen Testaments nach Luther's Uebersetzung. Bekanntlich erschien dieselbe, mit Melchior Lotther's Typen gedruckt, im September 1522 unter dem Titel „Das Newe Testa- || ment Deutsch. Vuittemberg. 222 Blätter in Folio. Kurz vor Vollendung des Druckes nun schrieb Luther an Spalatin (De Wette II S. 587, wo der Brief irrig unter dem Jahre 1524 steht): „En habes nunc Novum Testamentum integrum pro te et pro Electore Principe usque ad praefationem ad Romanos, quae cras absolvetur. Mitto etiam unum exemplar pro iuniore Principe, quod illi nomine meo commendabis: sic Lucas et Christianus suggesserunt", und bald nachher (De Wette II S. 588, wo ebenfalls das Jahr 1524 fälschlich angenommen ist): „Non intelligo, quid tu velis cum tuis sexternionibus. Ideo hic mitto tres praefationes ad Romanos, ut sic scias iam te habere tria exemplaria plena, unum pro Principe Electore, alterum pro iuniore Principe, tertium pro te. Simul mittit Electori tria alia plena exemplaria Christianus." In so naher Beziehung zu dem Druck des Neuen Testaments konnten Cranach und Döring doch nur stehen, wenn sie den Verlag desselben hatten.

Um jene Zeit nun, also Ende 1522 oder Anfang 1523, werden sie eine eigene Presse aufgestellt haben. Johann von Beust sagt nach Seidemann (De Wette VI S. 611, Anm. 2) in seiner Oratio de vita Johannis Schneidewinii, Vitebergae 1577, Bl. B 8: Pater sponsae [Christian Döring], vir honestus, socio Luca pictore seniore, primus suo sumptu officinam typographicam hic instruxit, ut promoveri doctrinae propagatio, editis ac publicatis magno numero scriptis Lutheri atque Bibliis vernacula lingua redditis, posset." Zwar war es nicht die erste Druckerei in Wittenberg, welche Döring errichtete, aber das Hauptgewicht in der angezogenen Stelle liegt auch nicht auf der Zeitangabe, sondern auf der Bestimmung der Presse, der Verbreitung der evangelischen Lehre zu dienen, und es scheint, dass sie nur dazu verwendet worden, Luther's Schriften und Bibeln zu drucken.

Auf eine sichere Spur ihrer Thätigkeit leitet Luther's Brief an Spalatin vom 11. Juli 1523 (De Wette II S. 357), wo es heisst: „Lucae prelum indiget sumtu: ideo Caesaris mandatum declaravi, et iam VII. caput Corinthiorum expono." Hier ist die Rede von zwei

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