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(S. 70) und denen des 15. Jahrhunderts. Es wäre zu wünschen, dafs auf hierher gehörige Beispiele, die eine feste Datierung zulassen (der Inhalt ist ja nicht durchaus für die Zeit des Einbandes mafsgebend), geachtet würde. Ins 14. Jahrhundert gehört jedenfalls der Einband des Kleinen Bürgermeisterbuchs" im Lübecker Staatsarchiv, der noch Stempel mit dem einköpfigen Lübecker Adler zeigt. Auch aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind unzweifelhaft datierte geprefste Bände noch recht selten. L. führt mit Recht als besonders interessant diejenigen an, auf denen Inschriften vermittelst einzelner Buchstabenstempel hergestellt sind (S. 79), namentlich die von Konrad Forster und Johann Wirsing in Nürnberg, 1436-1457. Bezüglich des zuerst von Klemming angeführten Bandes von 1435 (S. S0) ist es L. wie auch anderen, die darüber gehandelt haben, entgangen, dafs eine Probe der Aufschrift bei Chr. Bruun, De nyeste Undersøgelser om Bogtrykkerkunstens Opfindelse (Kjøb. 1889) S. 65 wiedergegeben ist. Daraus kann man ersehen, dafs der Band ebenfalls von Forster herrührt und dafs der Ortsname Mur", den Klemming und Bruun anführen, sicher nur aus Nur(emberg) verdruckt oder verlesen ist. Ein wenig später, aber immer noch so früh, dafs sie schwerlich unter dem Einflufs der Buchdruckerkunst stehen, sind derartige Inschriften aus Kloster Marienfelde in Westfalen (c. 1460-1465); Beispiele davon finden sich auf Handschriften in Berlin und Münster. Mit den gedruckten Büchern kommen wir auf etwas festeren Boden. Von dieser Zeit an mehren sich auch die Buchbindernamen, von denen wir Kenntnis haben. Bei der Anführung von Henricus Cremer aus Mainz (S. 80), der sich in der bekannten Unterschrift des Papierexemplars der 42 zeiligen Bibel in der Pariser Nationalbibliothek genannt hat, hätte allerdings bemerkt werden sollen, dafs der Einband selbst nicht erhalten ist. Eine Anzahl Buchbinder bedienten sich fester Namenstempel, von denen L. einige anführt. Die Stempel sind leider oft recht undentlich: so ist statt Johannes Fucker, wie L. nach Weale schreibt, richtig Rucker zu lesen. Auch Andres Jiger" aus Augsburg scheint mir etwas zweifelhaft, seinen Stempel habe ich nicht selbst gesehen. Aufser ihm und Ambrosius Keller kenne ich aus Augsburg noch einen Simpertus und einen Paulus Paurenfeint. Besonders zahlreich sind Namen aus Erfurt überliefert: neben Johannes Fogel, den L. nennt, darf Ulricus Frenckel nicht fehlen, der fast gleichzeitig mit Fogel in Erfurt immatrikuliert wurde (Gutenbergfestschrift der Königl. Bibliothek S. 65) und der im Schnitt der Stempel und in der Schärfe der Pressung mit jenem wetteifert. Aus späterer Zeit kommen auf Erfurter Bänden noch vor Paulus Lehener, Wolfgang Herolt, ein Adam und ein Conradus. Die drei Heftahlen, die L. nach Bickell als Marke eines vermutlich Fritzlarer Buchbinders anführt, scheinen in der Tat zum alten Buchbinderwappen zu gehören: ich begegnete ihnen auch auf einem Einband aus dem pommerschen Kloster Jasenitz in Greifswald (Fg 569 Wolg. 167) und in Verbindung mit dem Namen Joh. Fabri in Stuttgart (L. B. Ink. 2200). Von der verblüffenden Fülle von Zierformen, die in den Buchbinderstempeln des 15. Jahrhunderts enthalten ist, erhält man aus L.s Abbildungen, die im Massstab meist stark reduziert sind, nur einen schwachen Begriff. Bei einer neuen Auflage würde es sich lohnen anstatt der wenigen Stempel auf S. 77 (die Nachzeichnung stammt aus dem Katalog der Bucheinbände im Germanischen Museum S. 40, und die Originale gehören Johannes Fogel) eine oder zwei Seiten mit Stempeln in der Originalgröfse nach guten Durchreibungen zu bringen. Den Gebrauch der Rolle anstatt der Einzelstempel schreibt L. erst der Zeit nach 1500 zu, ich habe aber sichere Beispiele (Lübeck, Danzig) schon aus dem vorhergehenden Jahrzehnt.

Diese Andeutungen mögen genügen um zu zeigen, dafs hier noch ein reiches Feld für die Forschung vorliegt. Dasselbe ist der Fall beim deutschen Einband des 16. Jahrhunderts. Auch da ist das vorhandene Material bei weitem noch nicht so erforscht, dafs L.s Darstellung historisch abschliefsend sein könnte. Hoffentlich wird aber gerade sie, die erste brauchbare, die wir haben, diejenigen die intimer mit den älteren Beständen unserer Bibliotheken zu tun haben, zu eifrigem Beobachten und Sammeln auf diesem Gebiet an

regen. Es ist dringend zu wünschen, dafs das Buch, das zu seinen übrigen
Vorzügen den eines billigen Preises besitzt (4 M., gebd. 5 M.), bald zum
Handwerkszeug jedes Bibliothekars gehören möge.
P. Schwenke.

Umschau und neue Nachrichten.

Das vierbändige Sammelwerk über das Unterrichtswesen im Deutschen Reich, das aus Anlafs der Weltausstellung in St. Louis und auf Anregung des preufsischen Kultusministeriums unter Redaktion von W. Lexis erschienen ist, bringt über die Bibliotheken nur ungleichmässige und durchweg spärliche Nachrichten. Am Schlufs der Artikel über die einzelnen Universitäten und sonstigen Hochschulen wird meist kurz der Bibliothek gedacht mit Angabe der Bändezahl, des Etats (oft nicht einmal nach persönlichen und sächlichen Ausgaben geschieden) und des Personalstatus. Hier und da werden Notizen zur Geschichte der Bibliothek gegeben (diese hätten am ersten entbehrt werden können), meist wird das Gebäude erwähnt, nur selten die Oeffnungszeit. Die Gröfse des Lesesaals nach Arbeitsplätzen ist nur einmal angegeben, an einer Stelle findet sich auch eine flüchtige Erwähnung der Kataloge. Bei der Kürze, in der die einzelnen Hochschulen behandelt werden mufsten, wäre es unbillig viel mehr zu verlangen, dafür hätte aber der Wichtigkeit namentlich der Universitätsbibliotheken für den Unterrichtsbetrieb durch ein zusammenfassendes Kapitel im allgemeinen Teile Rechnung getragen werden sollen. Bei dem sonstigen Schweigen des allgemeinen Teils über die Bibliotheken fällt umsomehr eine Aeufserung in dem Abschnitt über die englische und romanische Philologie auf. Der Verfasser verlangt (Bd 1. S. 187) ein stärkeres Studium der neueren Literatur im Gegensatz zur mittelalterlichen. Aber so lange für Romanisch und Englisch nur je eine Professur bestehe, dürfe man einen raschen Ausbau dieser Fächer nicht erwarten. „Auch fehlt es den Universitätsbibliotheken zum Bedauern ihrer Leiter oft an dem nötigsten Material für die letzten Jahrhunderte. Die vorhandenen Mittel sind wesentlich für die älteren Disziplinen festgelegt. Die Bibliothekare sind durch ihre Vorbildung noch selten mit den französischen und englischen Bedarfs- und Kaufsverhältnissen bekannt." Wir wissen nicht, ob der von uns gesperrt gedruckte Satz vielleicht auf ,,französische oder englische Bedarfsverhältnisse berechnet ist. Für simple Deutsche ist sein Wortlaut jedenfalls schwer verständlich, allenfalls kann man erraten, was damit gemeint ist. Da das Sammelwerk, wie ausdrücklich im Vorwort bemerkt wird, keine amtliche Veröffentlichung ist und daher die von den einzelnen Mitarbeitern geäufserten Ansichten immer nur als Ausdruck ihrer persönlichen Meinung aufzufassen sind, begnügen wir uns den Ausfall gegen die Bibliothekare zu registrieren, können aber nicht umhin dem Herrn Professor zu bemerken, dafs sich für die Aeufserung einer solchen persönlichen Ansicht wohl eine geeignetere Stelle hätte finden lassen als diese, die sich direkt an das Ausland wendet.

Zur preufsischen Bibliothekslaufbahn. Aus einer der Beförderungen, die in den Personalnachrichten dieses Heftes mitgeteilt werden, ergibt sich die für die Anwärter zum wissenschaftlichen Bibliotheksdienst in Preufsen nicht unwichtige Tatsache, dafs bei der Feststellung ihres Dienstalters jetzt ebenfalls das Einjährig-Freiwilligen-Jahr insoweit in Anrechnung gebracht wird, als infolge der aktiven Dienstpflicht die Ablegung der wissenschaftlichen Prüfung und damit die Erklärung der Anstellungsfähigkeit später stattgefunden hat." Für die Anwärter des höheren Lehramts war diese Anrechnung in Gemäfsheit eines allerhöchst bestätigten Staatsministerialbeschlusses vom 14. Dezember 1891 schon durch Erlafs vom 7. August 1892 (Zbl. für die ges. Unterrichtsverw. 1892. S. 813 ff.) vorgeschrieben.

Gnesen. Der Professor am erzbischöflichen Priesterseminar Dr. Trzciński ist mit der Katalogisierung der Seminarbibliothek und der Kapitelsbibliothek beschäftigt. In einer ersten Mitteilung (s. unten S. 427) beschreibt er zwei Sammelbände der Seminarbibliothek mit Drucken aus dem Ende des 15. und dem Anfange des 16. Jahrhunderts.

Göttingen. Der Jahresbericht der Universitätsbibliothek für 1903/04 führt unter den an die Handschriftensammlung gelangten Geschenken u. a. an: den handschriftlichen Nachlass K. Dziatzkos (Vorlesungshefte, Materialsammlungen zur Geschichte des Buch- und Bibliothekswesens und Kollationen zu Plautus und Terenz), Vorlesungen und Briefwechsel von Friedrich Wieseler († 1892), 20 südindische Palmblätterhandschriften als Geschenk von G. R.-R. Prof. Kielhorn. Die Weiterführung des gedruckten Handschriftenkatalogs durch jährliche Nachträge in der Chronik der Universität ist aufgegeben. Den Verehrern K. Dziatzkos wird es erfreulich sein zu hören, dafs die Mittel für Herstellung einer Marmorbüste jetzt gesichert sind.

Hamburg. Die Stadtbibliothek hat die wissenschaftliche Katalogisierung ihrer Handschriftenbestände wieder aufgenommen. Für die Bearbeitung der historischen und orientalischen Manuskripte mit Ausnahme der von M. Steinschneider bereits im Jahre 1878 verzeichneten Hebraica sind zwei Fachgelehrte gewonnen worden. Ein Betrag von 16300 M. ist zu diesem Zwecke in das Hamburgische Staatsbudget eingestellt. Die Katalogisierung der Hamburgensien, der Autographen sowie der germanistischen Handschriften wird von den Beamten der Bibliothek, soweit es die laufenden Dienstgeschäfte gestatten, weiter gefördert. Ferner hat die Verwaltung der Stadtbibliothek mit der Grellschen Paketfahrt für Hamburg, Altona und die Vororte ein Abkommen getroffen, wonach künftig Bücher durch Vermittelung der genannten Bestellanstalt gegen Erlegung der tarifmäfsigen Gebühren entliehen werden können. Verpackungsgebühren werden nicht erhoben.

Strafsburg. Die Universitäts- und Landesbibliothek zeichnet sich bekanntlich durch die Liberalität aus, mit der sie ihre Bücherschätze auch nach auswärts mitteilt. Nach dem Jahrbuch" versendet sie alljährlich über 10000 Bände, während die Göttinger Bibliothek, die von allen Universitätsbibliotheken ihr am nächsten kommt, trotz des organisierten Leihverkehrs es nur auf 6600 bringt. Trotzdem hat in der Beilage zur Allg. Ztg. vom 7. Juli (Nr 153) Professor Friedrich Kluge in Freiburg i. B. öffentlich Beschwerde erhoben gegen die „Engherzigkeit, mit der seit einigen Jahren in Strafsburg die Büchergesuche der Auswärtigen behandelt würden. Man verlange von Nicht-Elsafslothringern den Nachweis, dafs die gewünschten Bücher nicht in den Bibliotheken ihres Landes vorhanden sind. Unsere öffentlichen Bibliotheken seien keine Lokal- und Provinzialanstalten, sondern sollten als Pflegestätten der Wissenschaft allen und jedem dienen, und am wenigsten zieme sich Engherzigkeit für eine Bibliothek, die durch Geschenke aus allen Teilen Deutschlands begründet worden und durch die Liberalität hochherziger Gönner grofs geworden sei. Es ist sicher nicht sehr geschmackvoll jemanden empfangene Wohltaten vorzurücken, in diesem Fall aber vollends ohne Berechtigung. Die Begründer und Förderer der Strafsburger Bibliothek haben für die im Kriege zerstörte Büchersammlung einen Ersatz und der neuen Strafsburger Universität ein Rüstzeug schaffen wollen, und niemand hat daran gedacht eine Reichsbibliothek zu gründen, die jedem Deutschen von der Maas bis an die Memel zugänglich sein sollte. Wenn eine Zeitlang in dieser Beziehung von der Strafsburger Bibliothek sehr weit gegangen ist, soweit, dafs sich vielleicht die irrtümliche Meinung von der allgemein zugänglichen Reichsbibliothek" festsetzen konnte, so mufste die Bibliotheksverwaltung einsehen, dafs diese Liberalität nach aufsen zur gröfsten Illiberalität gegen die einheimischen Benutzer wurde. Nur durch die pflichtmässige

Rücksicht auf die Beschwerden der letzteren ist sie genötigt gewesen, die Einschränkung eintreten zu lassen, dass Wünsche der Benutzer aufserhalb Elsafs-Lothringens erst beim Versagen der heimischen Bibliotheken erfüllt werden: eine Beschränkung, die aus ganz demselben Grunde Dziatzko schon lange in Göttingen eingeführt hatte und die auch bei der Königlichen Bibliothek in Berlin, der gewifs niemand provinziale oder staatliche „Exklusivität“ nachsagen wird, und bei der aufserordentlich liberalen Landesbibliothek in Stuttgart (s. oben S. 372) besteht. Gehandhabt wird sie übrigens nirgends ,,engherzig, auch nicht in Strafsburg, wie ja die oben gegebenen Zahlen beweisen, und vor allem wird überall, und so auch in Strafsburg, die Vorbedingung als erfüllt angesehen, wenn das Leihgesuch durch eine öffentliche Bibliothek vermittelt wird. Es wird dann als selbstverständlich vorausgesetzt, dafs von dieser vor Weitergabe der Bestellung die etwa nötige Kritik geübt worden ist. Dafs dieser Verkehr von Bibliothek zu Bibliothek ganz ignoriert wird, nimmt bei der aus einer Universitätsstadt datierten Beschwerde besonders Wunder. Unter Bibliothekaren steht es längst fest, dafs dieser Verkehr vor allem ausgebaut und die Versendung an Private aufserhalb des territorialen Bezirks der Bibliothek auf die besonders begründeten Fälle beschränkt werden mufs. Die Bibliotheken sollten deshalb nach Orten, an denen öffentliche Bibliotheken bestehen, ganz konsequent nur durch diese verleihen. Das mag bei der Bestellung und beim Empfang der Bücher manchem etwas lästig sein, dafür wird ihm die mit der Rücksendung verbundene Unbequemlichkeit abgenommen. Vor allem aber sollten die kleineren Bibliotheken Vorkehrungen treffen, dafs sie durch Sammelsendungen ihren Benutzern die Bücher von auswärts billiger verschaffen als es durch den privaten Verkehr möglich ist, tunlichst zu einem festen Satz für den Band, ähnlich wie im preufsischen Leihverkehr. Anstatt eine auf falsche Voraussetzungen gegründete Anklage zu erheben, hätte der Verfasser des Artikels in der Allgemeinen Zeitung nach jener Richtung sich bemühen sollen. Wir sind überzeugt, dafs er bei seiner Universitätsbibliothek volles Verständnis dafür gefunden hätte. P. S.

Oesterreich. Ueber eine Meinungsverschiedenheit in Sachen des Bibliotheksrabatts ersieht man Näheres aus der Oesterreichisch-ungarischen Buchhändler-Correspondenz Nr 23, 26 und 27 (die man ja anführen darf, während man fürchten mufs mit einem Zitat aus Börsenblatt Nr 164 und 166 gegen die feierlich unterschriebenen Bedingungen zu verstofsen). In Innsbruck hatte der Direktor der Universitätsbibliothek Dr. Hittmair den Buchhändlern mitgeteilt, dafs er in der Lage sei alle Neuigkeiten und Zeitschriften sofort nach Erscheinen aus Leipzig zu sehr ermäfsigten Preisen zu beziehen. Er werde von diesem Angebot Gebrauch machen, wenn man ihm nicht so weit entgegenkomme, dafs auch auf Zeitschritten der Rabatt von 10°, gewährt würde, was übrigens bis Ende 1902 geschehen war. Die Innsbrucker Buchhändler stellten sich auf den sehr vernünftigen Standpunkt, eine entsprechende Aenderung der Verkaufsbestimmungen beim Verein österreichisch-ungarischer Buchhändler zu beantragen, stiefsen aber da auf heftigen Widerstand und zogen deshalb kurz vor der Hauptversammlung den Antrag zurück. Ihr Vertreter aber erklärte, die Innsbrucker Bibliothek komme im übrigen den Buchhändlern ungemein entgegen, weshalb diese sich bemüht hätten den Wunsch der Bibliothek zu erfüllen. Er bitte eine Aenderung der Bestimmungen wenigstens für die Zukunft in Betracht zu ziehen. Die nach mehreren Richtungen hin lehrreiche Angelegenheit liegt jetzt dem Ministerium für Kultus und Unterricht vor, das vom Buchhändlerverein natürlich gebeten worden ist, vorzuschreiben, dafs die Bibliotheken ihren Bedarf nur durch den inländischen Buchhandel und unter den von diesem vorgeschriebenen Bedingungen decken sollen.

Belgien. Die belgische Regierung, die für die Weltausstellung in St. Louis photographische Nachbildungen von Handschriften mit wertvollen

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Miniaturen der vlämischen Schule hat anfertigen lassen, beabsichtigt zu einem internationalen Kongrefs für Reproduktion von Handschriften, Siegeln und Münzen einzuladen, der bei Gelegenheit der allgemeinen Ausstellung in Lüttich im Jahre 1905 abgehalten werden soll. Es ist dafür ein Organisationsausschufs gebildet worden (1. Ehrenvorsitzender M. E. Fétis, Conservateur en chef der Königlichen Bibliothek in Brüssel, geschäftsführender Vorsitzender M. G. Kurth, Professor an der Universität Lüttich). Der Ausschufs hat bereits mehrere Sitzungen abgehalten und die zu behandelnden Gegenstände festgestellt, darunter: Berichte über den gegenwärtigen Stand des Reproduktionswesens, Prüfung der besten und billigsten Reproduktionsverfahren, Organisation praktischer Mafsnahmen für Reproduktion der Handschriften usw. in den Bibliotheken, Archiven und Münzsammlungen, Bildung eines internationalen Bureaus zum Austausch der Nachbildungen.

Etwa

England. Der Ausschufs des Proctor Memorial (vgl. S. 252) unter dem Vorsitz des Lord Crawford versendet ein Zirkular, in dem er als geeignetstes Mittel das Andenken Robert Proctors zu ehren vorschlägt 1. die Veröffentlichung einer Sammlung seiner bibliographischen Aufsätze, 2. die Fertigstellung, Drucklegung und Illustrierung der drei noch ausstehenden Abteilungen seines Index of early printed books für 1501-1520. 6000 Zettel von Proctors Hand liegen dafür bereits vor. Zur Ausführung dieser Pläne bittet der Ausschufs um Beiträge entweder durch einmalige Schenkung oder durch Zeichnung von vier Jahresbeiträgen. Sendungen sind zu richten an den Ehren-Schatzmeister II. R. Tedder, Athenaeum Club, Pall Mall, London SW. Wer mindestens 1 beisteuert, soll die Sammlung der Aufsätze erhalten.

Nordamerika. In dem ausgezeichneten Werk von Hugo Münsterberg: Die Amerikaner (Berlin 1904) findet sich (Bd 2. S. 124-132) eine knappe, aber vorzügliche Darstellung des Wesens der nordamerikanischen Bibliotheken, auf die hier nachdrücklich hingewiesen sei.

Aus dem 51. Jahresbericht (für 1902/03) der Public Library of the City of Boston, der gröfsten freien öffentlichen Bibliothek der Welt, ist das Bemerkenswerteste in den Bl. f. Volksbibl. Jg 5. S. 13 mitgeteilt worden (für den 50. Bericht vgl. Zbl. f. Bw. Jg 20. S. 199; Bl. f. Volksbibl. Jg 4. 1903. S. 22); daher hier nur einige Zahlen: Etat 331 508 Dollars, Vermehrung 34635 Bde, Bestand am 31. 1.03 $35 904 Bde, davon in der Central Library ohne die Dubletten 623 523, ausleihberechtigt 72515 Personen, nach Hause entlichen 1489 033 Bde. Der Bericht enthält ein Gesamtregister zu dem 1.-51. Bericht.

Die John Crerar Library zu Chicago (vgl. Zbl. f. Bw. Jg 19. S. 495; 20. S. 249; 21. S. 50) ist von A. B. Meyer in dem zweiten seiner musterhaften und ungemein wertvollen Berichte fiber Museen des Ostens der Vereinigten Staaten von Amerika“ (Berlin 1901), die, wie wohl noch zu wenig bekannt ist, auch alle bemerkenswerten Bibliotheken von New-York, Albany, Buffalo und Chicago betreffen, mit Recht einer eingehenden Schilderung gewürdigt worden. Ist doch die mit grofsen Mitteln ausgestattete Bibliothek, abgesehen von den Universitätsbibliotheken, eine der wenigen rein wissenschaftlichen Bibliotheken Nordamerikas und hat unter der trefflichen und liberalen Leitung von Clemens W. Andrews in der kurzen Zeit ihres Bestehens eine hervorragende Bedeutung erlangt. Aus dem eingehenden 9. Jahresbericht für 1903 führe ich nur an, dafs sie jetzt 103 291 Bände enthält und im letzten Jahre von 76 429 Besuchern benutzt wurde. Von den letzten Veröffentlichungen der Bibliothek ist zu erwähnen ein 1903 erschienenes Supplement zu der vom Chicago Library Club im Jahre 1901 herausgegebenen „List of serials in public libraries of Chicago and Evanston." Es umfafst die neu erworbenen Periodica von vierzehn der zuerst beteiligten 15 Bibliotheken und den Besitz der früher nicht berücksichtigten bedeutenden Bücherei der Chicago Historical Society; dadurch sind zu den 6610 Zeitschriften 2190 neu hinzugekommen. Ferner hat die

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