Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 6. köide

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Page 205 - Vertraun, Felder und Garten und Haus. Niemand braucht' ich zu danken als ihm, und Manches bedurft' ich, Der ich mich auf den Erwerb schlecht, als ein Dichter, verstand. Hat mich Europa gelobt, was hat mir Europa gegeben? Nichts! Ich habe, wie schwer! meine Gedichte bezahlt. Deutschland ahmte mich nach, und Frankreich mochte mich lesen. England!
Page 205 - Klein ist unter den Fürsten Germaniens freilich der meine, Kurz und schmal ist sein Land, mäßig nur, was er vermag. Aber so wende nach innen, so wende nach außen die Kräfte Jeder; da war' es ein Fest Deutscher mit Deutschen zu sein. Doch was priesest du ihn, den Taten und Werke verkünden ? Und bestochen erschien deine Verehrung vielleicht; Denn mir hat er gegeben, was Große selten gewähren, Neigung, Muße, Vertraun, Felder und Garten und Haus. Niemand braucht...
Page 405 - Früh hab ich dir mich geweiht ! Schon da mein Herz Den ersten Schlag der Ehrbegierde schlug, Erkor ich, unter den Lanzen und Harnischen Heinrich, deinen Befreier, zu singen. Allein ich sah die höhere Bahn, Und entflammt von mehr, denn nur Ehrbegier, Zog ich weit sie vor. Sie führet hinauf Zu dem Vaterlande des Menschengeschlechts ! Noch geh ich sie, und wenn ich auf ihr Des Sterblichen Bürden erliege; So wend ich mich seitwärts, und nehme des Barden Telyn, Und sing, o Vaterland, dich dir!
Page 205 - Erwerb schlecht, als ein Dichter, verstand. Hat mich Europa gelobt, was hat mir Europa gegeben? Nichts! Ich habe, wie schwer! meine Gedichte bezahlt. Deutschland ahmte mich nach, und Frankreich mochte mich lesen. England, freundlich empfingst du den zerrütteten Gast. Doch was fördert es mich, daß auch sogar der Chinese Malet mit ängstlicher Hand Werthern und Lotten auf Glas?
Page 274 - ... brauchen, ergänzen kannst: du hast sie erfunden ! Gedacht:) wie es scheint, über Schriften, die ihm ein Ärgernis oder eine Augenweide gewesen - und über Vorfälle, dazu er allein den Schlüssel behält. Weil er aber die Spinnengewebe der Systeme haßt, so ist jeder Gedanke eine unaufgefädelte Perle, jeder Gedanke ist in ein Wort eingekleidet, ohne welches er ihn nicht denken und sagen konnte. Angenehme Worte gesucht und gefunden:) Seine Annehmlichkeiten sind keine Folgen von gelernten Regeln...
Page 485 - Er starb von Wenigen betrauert und von Keinem vermißt. Dieser unglückliche Gelehrte, den in der Mitte der schönsten Geisteslaufbahn eine Gemüthskrankheit aufhielt, die seine Kraft lähmte und den Flug seines Genies hemmte, oder demselben wenigstens eine unordentliche Richtung gab, verlebte den besten Theil seines Lebens in nutzloser Geschäftigkeit, ohne eigentliche Bestimmung. Von allen verkannt, gegen Mangel und Dürftigkeit kämpfend, entfernt von allem...
Page 484 - Kuß gibt nicht der Sonnen Strahl Den Tropfen, die sie früh auf Rosen findet, Als deine Blicke der verliebten Qual Die sie auf meiner Wang entzündet.
Page 518 - Dieser Monat ist ein Kuß, den der Himmel giebt der Erde, daß sie jetzo seine Braut, künftig eine Mutter werde.
Page 573 - So ausgemacht es auch ist, daß die allgemeinen Grundsätze der Critik, wie sie bey den classischen Sprachen in der höchsten Periode ihrer Bildung angewandt werden, bey ihrer Anwendung auf die alte Deutsche Sprache, und die darin geschriebenen und von Abschreibern und Umarbeitern oft so willkührlich behandelten Werke, gar manche besondere und eigenthümliche Bestimmung erfordern: so wahr bleibt es doch auf der...
Page 375 - Verwicke« lung durch Einwebung alltäglicher Vorfälle zu mit» dern , weiß seine Dichtungen unserer Theilnahme um so unfehlbarer zu nähern , je sorgfälliger und glück, licher er überall das in Deutschland Uebliche in Putz und Tracht beobachtet Vorzüglich aber besitzt er die Kunst, diejenigen Saiten zu treffen, die in dem Herzen eines jeden noch nicht ganz verdorbenen Men...

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