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die besonderen Meßtheile, d. h. den Introitus, die Collecte, Epistel u. s. w., wie sie von S. 602 an gedruckt sind; alles Andere aber, wie es von S. 3 angegeben ist. Zugleich bemerke ich schon hier, daß die gemeinsamen Messen für ganze Classen von Heiligen nach den ersten Worten des Lateinischen Introitus genannt werden. Die Messe auf S. 602 heißt also ,,Dilexisti,“ weil ihr Introitus mit den Worten beginnt: „Dilexisti justitiam et odisti u. f. w."

Wir wollen ferner den Fall seßen, es sei der 24. Nov., also der Tag des hl. Johannes vom Kreuz, so findest du auf S. 731 auf die Messe ,,Os justi I" S. 579 verwiesen, aber eine eigene Collecte angegeben; du nimmst nun die besonderen Theile der hl. Messe aus „Os justi“ auf S. 579 ff., betest aber die eigens angegebene Collecte auf S. 731.

Es ist ferner hie und da von der „Erwähnun g“ gewisser Heiligen die Rede. 3. B. am 25. Juli ist der Lag, oder, wie die Kirche stets von ihren Heiligen sagt, das Fest des hl. Apostels Jakobus des Aelteren mit dem Range eines duplex, d. h. eines Doppelfestes. Nun ist am 25. Juli auch der Tag des hl. Christophorus, jedoch mit dem Range eines simplex, d. h. einfachen Festes. Weil nun zwei Feste an Einem Lage nicht gefeiert werden können, man aber ohne besondere Gründe keines auslassen darf, so wird das unterge ordnete Fest, in diesem Falle also das des hl. Christophorus, erwähnt oder commemorirt, d. h. nach

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der Collecte, der Secret und der Postcommunion vom hl. Apostel Jakobus wird jedesmal die Collecte, dann die Secret und endlich die Postcommunion von dem hl. Christophorus am gehörigen Orte eingeschaltet.

Mehr Regeln will ich dir, lieber Leser, vorderhand nicht angeben, damit du nicht verwirrt werdest. Ich habe es vorgezogen, die einzelen Regeln im Verlaufe des Buches ganz kurz und eine getrennt von der anderen vorzuführen, damit du sie nach und nach, und deßhalb desto bestimmter lernest.

Solltest du dennoch einen Anstand haben, so wird dir jeder Geistliche denselben gern lösen.

Der Verfasser.

Zur zweiten Auflage.

Da die erste sehr starke Auflage vergriffen war, ent: schloß sich die Verlagshandlung zu einer zweiten Ausgabe. Der Verfasser brachte die Verbesserungen, welche wün schenswerth schienen, an, schickte eine kurze Abhandlung über die Lateinische Kirchensprache voraus, erweiterte den Anhang und hofft, daß das Buch in dieser Gestalt zu Gottes größerer Ehre und zur Hochschäßung unserer hl. Kirche beitragen möge.

Paderborn, den 3. September 1862.

Der Verfasser.

Die Sprache der Kirche.

Die ersten christlichen Kirchen unseres Deutschen Vaterlandes bildeten sich an den Militärstationen der Römer. Ein Theil der Soldaten bekannte sich zum wahren Glau ben, aus den Standquartieren wurden Städte, und Mehrere der neuen Colonisten waren Christen; ja für Glauben und Leben war im rauhen Norden größere Sicherheit, als in der Nähe des kaiserlichen Verfolgers. So entstanden die alten Bisthümer Mainz, Trier, Köln, Augsburg, Lorch an der Donau. Die Sprache bei der Feier der Geheimnisse war natürlich die Lateinische. Viele der jungen Gemeinden wurden im Sturme der Völkerwanderung wieder zertreten. Als nun die Glaubensboten, besonders die hhl. Wilibrord und Bonifacius, bei den alten Deutschen anlangten, brachten sie nebst dem Evangelium auch die Römische Liturgie und Lateinische Kirchensprache mit, und verlangten von den Zöglingen des Priesteramtes die Erlernung der Kirchensprache als Vorbedingung zu den Weihen. Wie wäre es auch nur denkbar gewesen, die erhabenen und geistigen Gedanken des christlichen Glaubens und der Hl. Andacht in die rohen, wortarmen, ja schriftunfähigen Sprachen der wilden Jäger und Krieger zu kleiden? Seit Jahrhunderten hatten die vollen Klänge dieser Sprache unseren Vorfahren an Herz und Ohr getönt, als mit der Glaubensspaltung des sechzehnten Jahrhunderts die Neuerer auch die Sprache der alten Mutterkirche abschafften und haßten. In einer gleichfalls unglückseligen Zeit, um's Jahr 1780, erhoben sich im Deutschen Süden und Westen verirrte Geister gegen die im Lauf der Jahrhunderte geheiligte Liturgie und kirchliche Sprache. Die Sturmvögel krächzten das Nahen der Französischen Revolution. In der katholischen Hof

kirche zu Stuttgart wurde der Anfang mit sogenannten Meß- und Abendmahlsanstalten in Deutscher Sprache gemacht; wenige Jahre darauf hat einer der Urheber im Elsaß eine blutige Berühmtheit erlangt und zu Paris auf dem Hochgerichte geendet. Gleiche Bestrebungen zur Verdrängung der Kirchensprache zeigten sich auf der Aftersynode von Pistoja 1786. Gott sei Dank! Diese Gelüste haben, nachdem sie in den vierziger Jahren die ganze Hefe der Lächerlichkeit geleert, durch die Führung der Vorsehung ihr Ende erreicht. Was aber für die Wissenschaft und Deffentlichkeit todt ist, mag mitunter noch seine stillen Gönner zählen, und so ist es gewiß nicht nuhlos, sich auch in diesem Punkte Grundsäße im Geiste der Kirche und der Wahrheit zu bilden.

Die Lateinische Kirchensprache ist einmal gerechtfertigt durch die Aussprüche der lehrenden Kirche. Die hl. Kirchenversammlung von Trient

erklärt:

1. Es ist nicht rathsam, die hl. Messe in der Landessprache zu lesen. „Obgleich die Messe viel Belehrung für das gläubige Volk enthält, so schien es den Vätern doch nicht zu frommen, daß sie an den verschiedenen Orten in der Landessprache gehalten werde. Damit aber infolge der allseitigen Beibehaltung des alten und von der hl. Römischen Kirche, der Mutter und Lehrerin aller Kirchen, genehmigten Ritus jeglicher Kirche die Schafe Christi nicht hungern, und die Kinder nicht um Brod bitten, und Niemand sei, der es ihnen breche: - so gebietet die hl. Kirchenversammlung der Hirten und jedem einzelen Verwalter der Seelsorge, daß sie öfter während der Messe, entweder selbst oder durch Andere, besonders an Sonn- und Festtagen, Einiges von dem, was in der Messe gelesen wird, auslegen, und_unter Anderem irgend ein Geheimniß dieses heiligsten Opfers erklären sollen." S. XXII. cap. 8.

2. Dem Anathem der Kirche verfällt Jeder, welcher behauptet, die hl. Messe dürfe nur in der Landessprache gefeiert werden. „Wenn Je= mand sagt, der Gebrauch der Römischen Kirche, welchem

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Im Jahr 1660 gab Dr. Voisin das ganze Römische

Meßbuch Französisch überseßt und mit Bemerkungen her-

aus; eine Arbeit, die mit den damaligen gallikanischen

Gelüsten zusammenhing. Die zu Paris versammelten

Bischöfe verwarfen das Buch einstimmig, befahlen dessen

Unterdrückung und baten Papst Alexander VII. um ein

Gleiches. So erging das in den strengsten Ausdrücken

abgefaßte Verwerfungsurtheil des hl. Stuhles am 12.

Januar 1661 1).

Gegen die Aftersynode von Pistoja erließ Pius VI.

die Bulle Auctorem fidei 1794 und verwarf (Nr. 31-33)

die Beschlüsse der Italienischen Neuerer, als müsse die
Landessprache in der hl. Messe eingeführt und Alles laut
vorgetragen werden.

Selbst in neueren Concordaten dringt der hl. Stuhl
auf Beibehaltung der Kirchensprache, so im Bayerischen
vom 5. Juni 1817, nach welchem es den Erzbischöfen
und Bischöfen frei stehen soll, insbesondere auch darüber
zu wachen, daß in den kirchlichen Verrichtungen, vor-
züglich aber in der hl. Messe und in der Ver-
waltung der Sakramente, die kirchlichen For
meln in Lateinischer Sprache gebraucht werden).

Man werfe uns nicht ein, daß Rom den neubekehrten
Mähren im neunten Jahrhunderte die Meßfeier in Sla-
vonischer Sprache gestattet habe. Die Apostel Mährens,
die hhl. Cyrillus und Methodius, sahen nämlich wohl

1) Magnum Bullarium Rom. Edit. Luxemburg. Fol. 1742,

tom. VI, p. 138.

2) Pro regimine dioecesium: "Archiepiscopis et Episco-

pis id omne exercere liberum erit, quod in vim pastoralis eorum
ministerii competit ac praesertim . invigilare, ut in eccle-
siasticis functionibus, praesertim autem in Missa et in admi-
nistratione Sacramentorum Ecclesiae formulae in lingua La-
tina usurpentur."

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