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readers the sentiments of a Christian on a race of Shylocks, but hence, too, the the subject of "The Merchant of Venice," great facility afforded to commerce by permit me to quote from an unpublished the introduction of paper money and bills work of mine, written years ago, a pas- of exchange... Next to his life's blood sage which, I hope, may settle the ques- the Jew, therefore valued his capital, the tion as to the sanguinary disposition of absolute requisite to sustain life. NeverShylock once for all. Speaking of the theless the love of money did not corrupt hopeless love of my hero, whose poverty his heart; he still preserved and cultivated would render a union with him on the holier sentiments; he loved his God, his part of his beloved, a wealthy young Bible, clung to Judaism with unswerving lady, a "mésalliance," I have indulged in fidelity, was strongly attached to his the following remarks:family, was the best of husbands, the "Aye, reader, that curse of conven- tenderest of fathers, the most dutiful son, tionalism infests Jewish society in the the kindest of masters, a friend of the same degree as the highest aristocracy of poor and the stranger, respected and the land. What birth or rank is in that honoured learning, was a sincere and warm region, wealth is among the Jews. Let friend, practised temperance and selfme not, however, be misunderstood. It denial, and performed noble acts of philis true the Israelites, at the very outset anthropy. And if he loved wealth, that of their career as a nation, worshipped passion did not, for that reason, absorb the golden calf, and the fact being taken all others and rule so paramount as to in a figurative sense, has again and again make him basely stoop to ignominy, or served as a reproach to the Jewish people, bear any affront offered him. and has been hurled as such at their "You'll ask me, why I rather choose to have humiliated heads. With great injustice A weight of carrion flesh, than to receive however! For even had there been in the Jew an inherent love of wealth, their levelling mosaic institutions put a salutary check on it, and throughout the whole period of their dwelling in the land of promise the people were far more prone I care not what the origin of the play to the idolatry of the ancient heathen was; the great poet, at any rate, has than to that of the moderus. Moloch or faithfully delineated the Jew as he then Baal, not Mammon, was their god. Nor was. And ye sneerers, nay, even ye was it until the middle ages, when the pious Christians, who pride yourselves on persecutions commenced, that the love of your superior qualities of mercy and wealth sprang up in the bosom of the charity, let me ask you what other reparaJew. Yet not even then did he cling tion do those chivalrous gentlemen who for it for its own sake. But hunted down are guided in their social intercourse by like the wild dear, finding no rest for the so-called code of honour-often the the sole of his foot, prohibited from ac- only one they recognise-demand, but “a quiring landed property, or if such privi- weight of carrion flesh" for the slightest lege had been granted him, unable to insult offered them? And a Jew, too, has avail himself of it simply because his "hands, organs, dimensions, senses, affecpurchasing land would have been inex- tions, passions." If his love of money pedient and might have involved the loss has in more recent times degenerated into of all what choice was left him but to mammon worship, the fault is not to be seek moveable property, to concentrate laid at his door, but must be imputed his possessions into the smallest compass, to the prevailing spirit of the age. No so that in the event of an expulsion he one, surely, will be bold enough to mainmight not be inconvenienced by the burden, tain or will confer so great an honour on and save his property from the greedy the Jews as to say that that spirit is of his fangs of the oppressor as well as his per- creation. Dr. D. Asher (in „The Jewish son from the danger of fanaticism. Hence Chronicle Nr. 254.")

Three thousand ducats: I'll not answer that:
But, say, it is my honour: is it answered?
So I can give no reason, nor I will not,
More than a lodged hate, and a certain loathing
I bear Antonio, that I follow thus
A losing suit against him."

Stimmen der Presse

über

Hermann Linde's Shakespear-Recitationen.

(Frei aus dem Gedächtnis.)

I. Aus Halle: Saale-Zeitung 1873 Nr. 283. | künstlerischer Energie das vielgestaltige Der erste Abend (1. Dec. 1873), wel- Shakespear'sche Drama zur geschlossensten chen der durch seine groszen Erfolge be- Einheit zusammenfasst, so verliert dieses sonders in Berlin und Leipzig bewährte doch nicht an Detail und Karakteristik. Shakespear-Sprecher (wie wir statt Shake- Kann man von einem guten Vorleser spear - Vorleser von rechtswegen sagen sagen, dass er einen guten Kupferstich müssen) uns gab, entsprach allen voran- oder doch eine gute Zeichnung von dem gegangenen Lobsprüchen und dadurch reichen Gemälde eines Dramas gebe: so angeregten Erwartungen. Die sichere muss man von Herrn Linde als RedeHandhabung des umfassenden Memorir- künstler rühmen, dass er bei seiner Vorstoffes, die tiefe geistige Durchdringung tragsweise auch die Mannichfaltigkeit und desselben, die psychologisch-bewegte und Lebendigkeit der Farben festzustellen künstlerisch-besonnene Wiedergabe des- weisz, und schwerlich erreicht ihn darin selben alles dies musste unsere Bewun- Türschmann, der für das Recitiren ganzer derung erregen. Dramen aus dem Kopfe Bahn gebrochen.

Es handelte sich um Othello. Man hat, aber sehr karakteristisch am beentsinne sich, dass hier zwei Männerrollen deutendsten in dem Vortrage der einwie Othello und Jago vorliegen, deren facheren antiken Antigone ist. jede einen ganzen Künstler für sich ver- Sogleich in der Wiedergabe des langt; dazu die Rolle der Desdemona, in Othello selbst zeigte sich Herrn Linde's der eine Marie Seebach zu glänzen liebte. auszerordentliches Talent. Wir fürchteten, Diese drei Haupt- und mehr als ein als der tiefe Sprachton für seine Rolle halbes Dutzend Nebenfiguren, fast jede angeschlagen wurde, es werde unmöglich vom Dichter mit liebevollster Sorgfalt sein, ihn bis zum verzweifelten Ausdruck ausgearbeitet, galt es aus Einem Kopfe heraus, mit Einem Munde, ohne die Illusion der Coulissen, den Herzen der Hörer mit dramatischer Gewalt einzuprägen.

der durchbrechenden Bestialität und der Noblesse einer naiven Heldennatur zu nuanciren. Doch verlieh derselbe Othello's Reden den Karakter hoher Würde, gegen Nicht Wenige werden in erster Linie den die Wildheit der Leidenschaft um so das glückliche Auswendiglernen besonders mehr contrastirte, wie sich auch Desdeangestaunt und gepriesen haben. Es ist mona's Stimmfarbe bequem und wirksam in der Tat bewundernswürdig, aber doch dagegen absetzte. Der seelische Vernur ein Mittel zum Zweck. Denn indem giftungsprocess, den Jago an Othello es von dem bedruckten Blatte befreit, er- unternimmt, liesz sich vom dritten Akt an hebt es den Vorleser zum freien Künstler sehr schön an den Wandlungen dieses und gestattet ihm, sich ganz und gar in traüherzigen und warmen tiefen Sprachtons das Drama selbst zu vertiefen. Indem beobachten. Eine groszartige Stimmfülle dies nun sich durch eine bedeutende Per- entwickelt Herr L. in dem gewaltigen sönlichkeit vollzieht, gewinnen wir ein Monolog desselben Aktes, den Othello durchaus einheitliches dramatisch -red- mit dem tragisch-ehrlichen Worte schlieszt, nerisches Kunstwerk, weit einheitlicher nicht an Desdemona's Untraüe glauben zu als das Ensemble des besten Teaterper- wollen; und doch blieben ihm immer noch sonals, in welchem doch die besonderen stärkere Stimmtöne übrig, als ihn Jago's Ansichten der Einzelnen und die Aüszer- dämonische Verdächtigungskunst immer lichkeiten der Bühne störend wirken werden. tiefer ins Misstrauen drängte, wie in den Aber wenn auch so Herr Linde mit Scenen des vierten Aktes. Bisweilen

wollte es uns jedoch scheinen, dass die Desdemona die leicht eintretende GeTonlage dann in einen Tenor gestimmt fahr des Lächerlichen glücklich vermied. wurde. In der Scene vor Lodovico, wo Aber das Dämpfen der Stimme und daOthello seine Frau fortweist, glaubt man neben das Höherstimmen der Sprachlaute die furchtbaren Naturlaute des Ira Al- setzte dem Künstler eine fast unüberwinddridge zu vernehmen; den wehmütigsten liche Schranke, welche hier den Ausdruck Ingrimm hörte man aus dem furchtbaren tiefbewegten Seelenlebens hemmen musste. Gespräche mit Desdemona in der zweiten Indess ist Desdemona ein weiblicher KaScene des vierten Aktes heraus. Die rakter von einer ziemlich gleichmäszigen Scene des Erwürgens und dann die des Temperatur; das Weib der unbedingten, Wiederbesinnens waren von einer er-willenlosen Hingabe, des arglosen Verschütternden Wahrheit. In der ersteren trauens, und hierfür reicht die Tonleiter die immer rasch auftauchende und durch der gedämpften Sprachlaute vollkommen die Eifersucht rasch wieder verscheuchte aus. Mit ganz besonderer Anerkennung Freude an dem Besitz des schönen Weibes, muss der letzte Dialog Desdemona's mit die Shakespear an diesem Othello mit ihrem Gatten, der sie morden will, herpsychologischem Scharfsinn nur sinnlich vorgehoben werden; hier traf die innig und daher als in sich haltlos motivirt; zarte, dringende Bitte noch um ein Stückdann das Tagen der furchtbaren Gewiss- chen Leben alle Hörer, und ihre letzten heit des Geschehenen und die eindring- Sterbelaute verhallten geisterhaft in der lichen Accente der Todesworte! Die Auf- lautlosen gespannten Versammlung. Wo fassung Jago's war, wenn wir nicht die Natur einer weiblichen Rolle unserm irren, die Seydelmann'sche. Die gewählte, Künstler Schranken zu setzen schien, metallisch bald schwer einschneidende, hatten wir immer noch seine Weisheit zu bald elastisch biegsame Sprechweise kam, bewundern.

sei es als Hohn oder als scheinbar naive Von den Nebenfiguren heben wir Komik oder als pflichttraüe Anhänglich- Desdemona's Vater und Rodrigo hervor. keit, zu wirksamer Geltung; so besonders Der alte Brabantio konnte manchem wenn Rodrigo das Füllen des Beutels mit der Zuhörer etwas zu schwächlich und Geld anrät, und weiterhin den reuevollen weinerlich gefasst scheinen. Aber er ist Cassio über den Verlust des guten Namens auch kein Held; er greift nicht selbst beruhigt. Glänzend ward die Freude am kräftig zu, sondern erwartet, dass jeder Bösen besonders am Schluss des zweiten die Entführung seiner Tochter für eine Aktes zur Darstellung gebracht. Von allgemeine Angelegenheit halten werde; furchtbarer Kahlheit erschien dieser Sprach- das klägliche Seufzen nach ihr vor dem ton im dritten Akt, als Gegensatz zu der Dogen giebt die Grundstimmung für seine leidenschaftlichen Erregtheit Othello's, bis Rede an. Welches Pathos dabei möglich dann im vierten die Freude an dem sei, zeigte die Scene, in welcher BrabanVoraussichtlichen Gelingen des teuflischen tio seine Tochter dem Mohren überlässt. Plans auch eines solchen Karakters Eine andere Art der Schwächlichkeit kam Sprechweise zu beleben, ja zu erfrischen in Rodrigo zur Darstellung, die noch schien; aber der Redner hielt sehr feinsinnig die Grenzen fest, welche die Unmittelbarkeit der ehrlichen Freude von der eines immer doch satanisch lauernden Wesens trennen muss. Dass die für Jago in Aussicht gestellte martervolle Execution uns jedesmal unbefriedigt lässt, Die maszvollen Kürzungen waren sehr ist die Schuld des Dichters oder viel- verständig gemacht und dienten dazu, das mehr seiner Zeit. Ganze in einen angemessenen Rahmen zu Frauenrollen bieten der männlichen bringen und bequem genieszbar zu machen. Stimme immer die gröszten Schwierigkeiten; Das Publikum hätte zahlreicher sein aber auch hier verdient Herr L. im All-können, und wir dürfen es wohl für die gemeinen Lob, indem er bei dem höher ferneren Recitationsabende zahlreicher erund weicher gestimmten Sprachton der warten, denn die lebhaften Beifalls be

nicht reif gewordene Kraft der naiv liebenden Jugend. Der Sprachton war sehr geschickt der noch nicht gesetzten männlichen Stimme nachgebildet. Von drastischem Effect war die Vorführung des trunkenen Cassio.

zeugungen der an dem ersten Abend Ver- der Mutter Coriolan's, der Columnia, und sammelten waren so reichlich, dass sie seiner Gattin Virgilia, kamen zur vollsten sowohl den geehrten Redner begeistern, Geltung. Wir dürfen heut sagen, dass als auch in weiteren Kreisen auf seine für unsern Künstler Gestalten wie DesdeLeistungen aufmerksam machen müssen. mona und Emilia nicht inhaltsvoll genug zu sein schienen: die Frauen dieses Römerdramas traten daher ungleich bedeutsamer

Dazu möge auch diese Anzeige [und in allen Städten, die Herr Linde als Shakespear-Apostel vesuchen wird, diese Samm- heraus. lung von Stimmen der Presse über ihn] wirken, Ein ganz besonderes Lob verdient und insonderheit heben wir den auf ferner die Partie des Trauerspiels, welche nächsten Donnerstag angesetzten Coriolan von politischem Standpunkt aus dem hervor, für den sich auch die studirende Dichter mannichfachen Tadel zugezogen Jugend der Universität und der Gymnasien hat, das Volk. Es erscheint weder eininteressiren möge. Die rednerische Ge- heitlich noch würdig, sondern eben wie staltung des Hauptkarakters sei als ein tadelloses Meisterstück des Herrn Linde schon im voraus bezeichnet.

es ist, vielköpfig, in Einzelninteressen beschränkt, eigensinnig, beweglich. Diese bunte Mannichfaltigkeit gab Linde mit staunenswerter Virtuosität wieder, wie sie uns noch nie begegnet ist. Endlich müssen wir noch hervorheben, dass der Vortrag von einer vollendeten, der besten Bühnen würdigen Mimik begleitet war.

II. Aus Halle: Saale-Zeitung 1873 Nr. 287. Nach dem Vortrag des Othello, welche Tragödie uns gleich einer unwiderstehlichen Naturgewalt überkommt und deren ausgezeichnete Auffassung wie Behandlung Niemand merkte es der gewaltigen durch Linde wir den Lesern dieser Blätter geistvollen Recitation an, dass der Künstler bis in die Einzelnheiten zu beschreiben, (wie wir Tags darauf erfuhren) bedenklich den Hörern in dankbare Erinnerung zu leidend war; doch dürfen wir Sonnabend bringen versucht haben, durften wir einen Abend von dem ganz Wiederhergestellten Genuss ganz anderer Art vom „Coriolan" den „Julius Cäsar" erwarten, leider erwarten. Der Aufbau des ganzen Stückes diesmal seine letzte Recitation. Unmittelwie der Karakter seines Haupthelden ist bar darauf wird Palleske folgen, dessen ein wesentlich anderer. Wenn man irgend- mehr reflectirendes Talent nach Linde's wo bei Shakespear von einem regelrechten genialer Erscheinung einen anderen MaszPlane sprechen kann, so hier; die furcht- stab der Beurteilung fordern wird. baren Conflicte in der Seele Coriolan's sind durchaus sittlicher Art, nicht wie III. Aus Halle: Saale-Zeitung 1873 Nr. 290. bei Othello elementar leidenschaftlich. Am Sonnabend den 6. Dec. wurde Sein Stolz wird Hoheit, und diese herbe uns „Julius Casar" geboten. Hier hatte Hoheit wurde mit wirksamer Feinheit als der Künstler, indem er sich das Stück Grundstimmung in der Auffassung der mit angemessenen Kürzungen zurecht Rolle durch Linde gesetzt. ver- legte, Gelegenheit, seinen Takt in der nahmen Töne des ergreifenden Pathos, Klarstellung des einheitlichen Baues, als Coriolan dem entsagen musste, was welcher angezweifelt worden ist, darzuer am höchsten schätzt und am meisten legen, und noch reichere Gelegenheit, das liebt; Schritt vor Schritt glaubten wir in wunderbare Talent der Individualisirung dem gesteigerten Vortragston das Schick-an der Karakteristik der zahlreichen sal hereinbrechen zu hören. Die reife Einzelfiguren zu zeigen. Die überaus Kunst des Dichters (denn der Coriolan zahlreiche Versammlung erkannte durch gehört zu seinen späteren Werken) fand wiederholten lauten Beifall und eine fast im Kleinen und Groszen einen eben- atemlose stille Aufmerksamkeit an, wie bürtigen Dolmetsch. Von den übrigen sehr sie von dem Künstler ergriffen war. Männerrollen wirkte am meisten die des Nicht allein die Hauptfiguren, wie Cäsar, Menenius Agrippa; mit unvergleichlichem Mark Anton, Brutus, besonders Casca Geschick gab Linde die ironisirende Milde waren bis in das Einzelne hinein mit und vermittelnde Würde desselben wieder. liebevoller und geistreicher Sorgfalt ausAuch die Frauenrollen, besonders die gearbeitet, sondern auch die Nebenfiguren

der Bürger und Flaneurs erschienen wie | Nach den mannichfachen Karakteristiken, mit Fleisch und Blut ausgestattet. Das welche bereits in den früheren Berichten ebenso biegsame als umfangreiche, von der auszerordentlichen Begabung und sichtlich mit gewissenhaftem Fleisze der ebenso auszerordentlichen Ausbildung ausgebildete Organ erregte durch Schat- dieser Begabung gegeben worden sind, tirung der Sprachlaute von neuem all- haben wir heute kaum noch ein Wort gemeine Bewunderung; noch wunder- der besonderen Anerkennung hinzuzufügen. barer aber musste die bisher noch nie Aber ein Wort des Dankes haben wir gesehene mimische Virtuosität erscheinen, dem ausgezeichneten Shakespear - Redner mit welcher der ganze Gesichtsausdruck zu sagen, indem er uns zum Abschiede jedesmal der gesprochenen Rolle angepasst einen wirklich groszartigen Genuss darwird. Die zwiefache rasche Wandlung geboten hat. Denn an die beiden Stücke, zugleich des Rhetorischen und Mimischen welche er uns vorführte, den „Sommerdünkt uns fast wie ein Geheimnis in dieser nachtstraum" und die Gerichtsscene aus Künstlernatur; man muss eine nahezu dem „Kaufmann von Venedig" hat er die dämonische Energie voraussetzen. Den ganze Kraft seines Talentes gesetzt: an Glanzpunkt des Abends bildete natürlich jenen die heitere, an diesen die bitterdie grosze Rede Mark Anton's; in ihrem tragische Kraft desselben. Er eröffnete Vortrag war die künstlerisch maszvolle den Abend mit der Shylock-Scene, welche Behandlung des „Brutus ist ein ehren- durch seine einheitliche und tiefe Aufwerter Mann" ganz besonders zu rühmen. fassung alles Lächerliche verlor, das sich Eine solche Kunstleistung, welche aus ihr auf der Bühne so leicht beimischt. einem sicheren Gedächtnis hervortretend, Mit der bekannten künstlerischen Conohne die Stütze eines Buches und Blattes, sequenz hielt er die auftretenden Personen die gewaltigsten Eindrücke des Mimischen auseinander; mit gröszter Bestimmtheit und Rhetorischen hervorbringt, könnte um besonders den Dogen, Antonio, Bassanio, der Kraftanstrengung willen, welche sie Porzia und vor Allen Shylock hervorhebend. fordert, dem Hörer fast bange machen; Den letzteren Karakter nuancirte er aber der harmonische Karakter des Gan- durch die verschiedenen Stufen der nazen verbannt dieses Gefühl und gewährt tionalen, durch den Druck der Zeiten und einen vollen dramatischen Kunstgenuss. durch die Aussicht auf eine Befriedigung Um so mehr freuen wir uns, dass der des Rache durstes gereizten Leidenschaft Künstler sich bereit gefunden hat, uns bis zu dem tragischen Bruche, der diesem noch einen Abend zu gewähren: nächsten Shakespear'schen Drama den Karakter Donnerstag wird er den „Sommernachts- des Lustspiels auch für des Dichters Zeittraum" in passender Redaction und die alter nehmen musste. Ueber den Sprachgrosze Gerichtsscene aus dem Kauf- ton, welcher dem herrlichen Abschnitt mann von Venedig" vortragen; wir über das Wesen der Gnade in Porzia's machen hierauf besonders alle diejenigen Munde verliehen wurde, konnte man dringend aufmerksam, welche den Künstler rechten; ohne Zweifel ist der bittende noch nicht gehört haben, in dem Wahne, Ton zulässig: aber der eindringlich dass es nun einmal ohne Buch nicht mahnende natürlicher und wirksamer. abgehe. Allgemeiner lauter Beifall lohnte dem Redner seinen Vortrag.

IV. Aus Halle: Saale-Zeitung 1873 Nr. 292. Zum Eingang des „SommernachtsDer steigende, in ähnlicher Progression traumes" gab Herr Linde einige einleitende hier noch nicht beobachtete und bei der Bemerkungen über die Gliederung des Concurrenz mit einem so anerkannten phantastischen Doppeldramas und trat Vorleser wie Herr Palleske um so be- dann sofort in die zweite Scene des ersten deutsamere Beifall bestimmte Herrn Linde, Aktes ein, welche zwischen den Handgegen seinen ursprünglichen Plan von werkern in Peter Squenz's Hause spielt: nur drei Recitationen noch eine vierte der Vortrag war von unwiderstehlicher und für diesmal zugleich letzte hinzuzu- Komik. Einige erlaüternde Worte führten fügen, welche am Donnerstag vor einem zu der ebenso köstlich vorgetragenen überaus zahlreichen Publikum stattfand. Probescene (III, 1) über. Den Rest des

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